Diese sind in insgesamt 20 Kapitel untergliedert, die ersten acht sind den Gewürzen und deren sachgerechter Aufbewahrung gewidmet. Jeder Gewürzgattung (süße, scharfe, bittere, saure, anisartige, Blüten, nussartige, erdige) ist dem Küchenkonzept folgend eine Farbe zugeordnet, was jedoch ausschließlich für optische Kurzweil beim Durchblättern sorgt. Bemerkenswert ist aber, wie es der gebürtigen Baden-Württembergerin in Zusammenarbeit mit der Texterin Myriam Zumbühl auf sprachlicher Ebene gelingt, die eher theoretischen Informationen zu den einzelnen Gewürzen mit jenem Ausdruck zu korrelieren, der auch ihre Küche auszeichnet: filigran, feminin, zuweilen sehr peppig und manchmal lyrisch. So schreibt sie als Einleitung zum Mohn: „Der Mohn verzaubert mich mit seiner Blüte – zart und schön schmeichelt die Blume meinem Auge. Kein Wunder, dass er mit seiner tiefblauen Farbe allerhand Speisen zauberhaft verziert und sie wie eine sternenklare Nacht in einen aromatischen Mantel hüllt.“ Die begleitende Fotografie von Michael Wissing ist im Kontrast dazu nüchtern, sachlich, so dass keine Rosamunde-Pilcher-Szenerie droht.
In den zwölf folgenden Kapiteln – sozusagen dem zweiten Teil des Buches – geht es dann ans Kochen. Auch hier ist jedem Kapitel eine Farbe zugeordnet. Entgegen dem beschriebenen Trend zu allzu exaltierten Rezepturen hat es Tanja Grandits vermieden, den Leser mit komplexen Zubereitungen auf Abstand zu halten. Bis auf einige wenige Ausnahmen sind alle Rezepte ohne großen technischen oder zeitlichen Aufwand umsetzbar, was auch durch die gut verständliche und präzise Sprache unterstützt wird. Wiederum stehen sprachlicher und bildlicher Ausdruck konträr zueinander. Die Präsentation der Speisen ist eher subtil, unaufdringlich und vermittelt oft den Eindruck, als könne man sich in der Ruhe eines Zen-Gartens verlieren. Dies ist auch einer Unschärfe geschuldet, welche sich wie ein lichter Nebel über viele der Bilder legt. Es gibt nur wenige Punkte gestochener Schärfe, ein Eindruck, der sich durch den matten Druck noch verstärkt. Wenn man etwas an diesem Buch kritisieren will, dann diese schemenhafte Herangehensweise und das naiv-konfuse Cover, das mehr an ein Malbuch als an ein Kochbuch erinnert. Ein subjektiver Malus, der sicherlich zu verschmerzen ist.